15. NaturVision Filmfestival vom 21. bis 24. Juli 2016
in Ludwigsburg
Ludwigsburg: Ehrengast Dr. Norbert Blüm eröffnete das 15. NaturVision Filmfestival mit dem Film „Im Auftrag meiner Enkel – Norbert Blüm erkundet die Zukunft“.

Gleich zu Beginn der Eröffnungsveranstaltung wurde klar, dass 2016 für NaturVision ein besonderes Jahr ist. Das Team gratulierte den Festivalleitern Ralph Thoms und Dr. Kay Hoffmann mit einem Werkzeugkoffer zu 15 Jahren tatkräftiger Festivalarbeit! Oberbürgermeister Werner Spec betonte in seiner Begrüßungssrede die unbedingte Notwendigkeit, Nachhaltigkeit generationengerecht zu gestalten. Gerade im Medium Film sieht er die Chance, komplexe Zusammenhänge eingängig zu vermitteln. NaturVision ergänze daher die intensiven Bemühungen Ludwigsburgs um eine nachhaltige Stadtpolitik.

Nach dem Kurzfilm „Plastic“ von Mark Ferguson, der die katastrophalen Auswirkungen der Verschmutzung unserer Ozeane durch Kunststoff sehr eindrücklich in Schrift und Zahlen vor Augen führte, wurde der Film „Im Auftrag meiner Enkel – Norbert Blüm erkundet die Zukunft“ von Ravi Karmalker gezeigt. Die Dokumentation, in der sich Bundesminister a.D. Norbert Blüm auf die Reise macht, um die Fragen seiner Enkel nach Lösungen für die Zukunft unserer Welt zu beantworten, passt zum Sonderthema des Festivals „Inseln der Zukunft: Die Stadt“. Blüm spricht nicht nur mit Unternehmern und Millionären über ihre Zukunftsverantwortung, sondern auch mit Menschen, die individuelle Alternativen zum Streben nach Geld und Gewinnmaximierung suchen. So lernt er etwa Couchsurfing kennen und sich von Weggeworfenem zu ernähren.

Im Anschluss an die Dokumentation führte Regisseur und Foodsharing-Begründer Valentin Thurn („Taste the Waste“) ein lebhaftes und interessantes Gespräch mit Norbert Blüm. Blüm betonte, dass der Wandel, der eine lebenswerte Zukunft für die nachfolgenden Generationen sichert, aus der Mitte der Gesellschaft kommen muss. „Man kann mit Ideen die Welt verändern, Ideen müssen zu Massenbewegungen werden.“ Er rät den Konsumenten, ihre Macht sinnvoll einzusetzen und auch über eine bewusste Kaufentscheidung gegen Missstände wie Kinderarbeit vorzugehen. Im Kampf gegen den Klimawandel sei es nicht sinnvoll, sich in ein nationales Ghetto zurückzuziehen. Mit einem eindrücklichen Bild sprach er sich für eine europaweite und globale Zusammenarbeit aus, um die Zukunft der nachfolgenden Generationen zu sichern: „Das Loch in der Erdatmosphäre ist ein Leck in der Weltraumfähre Erde, deren Besatzung wir sind. Dieses Bewusstsein brauchen wir.“ Zum Abschluss der Preisverleihung ließ das Publikum Norbert Blüm, der am Donnerstag seinen 81. Geburtstag feierte und mit seiner Frau und zwei seiner Enkelinnen auf der Bühne stand, mit „Zum Geburtstag viel Glück“ hochleben.

Noch bis Sonntagnacht zeigt das NaturVision Filmfestival im Central Theater und beim Open Air auf dem Arsenalplatz informative und beeindruckende Dokumentationen zu Natur, Tier, Umwelt und Nachhaltigkeit.


Preisträger des NaturVision Filmfestivals 2016 in Ludwigsburg, 23. Juli 2016

Ludwigsburg: Am Samstagabend konnten bei der feierlichen Preisverleihung im Großen Haus des Central Theaters Ludwigsburg, die von Discovery Channel präsentiert wurde, in insgesamt 10 Kategorien glückliche Gewinner ausgezeichnet werden. Moderator Hanz führte kurzweilig durch die Veranstaltung. Slammer Marvin Suckut begeisterte mit einer vierminütigen, fulminanten Gedichteinlage.

Deutscher Umwelt- und Nachhaltigkeitsfilmpreis

Wastecooking – Kochen statt Verschwenden Regie: Georg Misch Produktion: Mischief Films Wien Der Deutsche Umwelt- und Nachhaltigkeitsfilmpreis zeigt nicht nur die Schönheit unserer Erde – er macht auch auf die Schattenseiten des menschlichen Handelns aufmerksam. Nachhaltigkeit und verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind wichtig, das wird vielen Menschen erst langsam bewusst. In Zeiten von Globalisierung und Massenproduktion beginnt Nachhaltigkeit in kleinen Schritten – jeder kann einen Teil dazu beitragen unsere Ressourcen zu schonen. Weltweit werden etwa ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. Eine Zahl, die kaum greifbar ist. Wenn ein Journalist sich das Ziel setzt sich fünf Wochen lang von dem zu ernähren was andere wegwerfen und ein Müllmann darauf antwortet, er würde dabei zunehmen, dann haben wir das Problem erkannt. Und wenn uns ein Film auf besonders humorvolle, zeitgemäße Weise einen Lösungsvorschlag aufzeigt, der da heißt „Umdenken beginnt im eigenen Kühlschrank“, dann haben wir einen mehr als verdienten Gewinner in der Kategorie Umwelt und Nachhaltigkeit.

Deutscher Wildlife Filmpreis Die Reise der Schneeeulen – ein Wintermärchen Regie: Klaus Weißmann Produktion: Klaus Weißmann Naturfilm Jetzt geht es um eine der Königsdisziplinen, den Deutschen Wildlife Filmpreis. Ein Film, der diesen Preis verdient, muss vieles vereinen: großartige Kameraarbeit, perfekten Schnitt, vor allem aber eine „echte Idee“. Im vorliegenden Fall ist diese Aufgabe hervorragend gelöst: Erzählt wird die abenteuerliche Reise eines Tieres vom Hohen Norden bis nach Mitteleuropa. Ein Kampf um Leben und Tod und eine phantastische Anpassungsleistung an die Natur. Denn eigentlich ist die Schneeeule nicht auf Vogelzug programmiert. Wenn aber ihre Nahrungsgrundlage – der Lemming – fehlt, macht sie sich auf den beschwerlichen Weg. „Die Reise der Schneeeulen“ ist ein Beispiel konsequenter Dramaturgie, verbunden mit optischer und tonlicher Raffinesse. Allein die tausend Schattierungen „Weiß“ faszinieren, ebenso wie die Detailaufnahmen. Etwa wenn ein Hermelin seinen Jagdtanz vollführt oder sich die Eule an einen Berglemming heranpirscht. Die Situation fasziniert – so wie der ganze Film.

Deutscher Filmpreis Biodiversität Das Yellowstone
Rätsel Regie: Manfred Corrine Produktion: taglicht media Köln Alles ist mit allem vernetzt. Verändert der Mensch nur einen Parameter, kann das fatale Folgen haben. Wie in diesem besonders gut recherchierten und bis zuletzt spannenden Umwelt-Krimi. Die Wölfe kommen – die Hirsche verschwinden. Der Fall scheint klar. Doch zwei Forscher schauen genauer hin. Jetzt kommen überraschend noch Bären, Motten und Fische ins Spiel … Packende Bilder, dynamisch geschnitten, illustrieren eine so noch nie gezeigte Geschichte. Sie vermittelt einen ganz anderen Blick auf einen vermeintlich altbekannten Nationalpark. Deshalb geht der Deutsche Filmpreis Biodiversität an „Das Yellowstone-Rätsel“.

NaturVision Kamerapreis Zurück zum Urwald
– Nationalpark Kalkalpen Kamera: Jiri Petr, Michael Schlamberger Produktion: ScienceVision, ORF Universum Dieser Film hat das „gewisse Etwas“, das ihn zu einem außergewöhnlichen Gesamtkunstwerk macht. Eine Lebensraumbeschreibung, einfühlsam und detailverliebt gesehen. Die – Zitat – „erfolgreichste Waldgeschichte weltweit“ ist eine stimmungsvolle, fast poetische Liebeserklärung an einen Nationalpark, in den die Natur zurückkehren darf. Die Kamera zieht alle Register: bildgewaltig aber auch besinnlich, teils wie gemalt und oft überraschend lässt sie auch vermeintlich schon Bekanntes in neuem Licht erscheinen. Elegant verknüpfte Mini-Geschichten, perfekt ins Bild gesetzt, wie etwa das verborgene Leben von Borkenkäfer, Holzbock oder Luchs.

NaturVision Beste Story Wo unser Wetter entsteht
Autor: Rolf Schlenker Produktion: SWR Baden-Baden Leider musste die Jury feststellen, dass sich viele Filmer schwer tun, wenn es darum geht, über neunzig Minuten ihre Geschichte so zu erzählen, dass sie spannend und interessant bleibt. Natürlich war das bei dem ausgezeichneten Film nicht so. Darüber war sich die Jury einig. Als ich den Film sah, dachte ich zuerst: „Da ist wieder so ein Fernsehfuzzi, der sich vor Gletscher und Vulkane stellt und seine Statements abliefert.“ Bekanntermaßen ist es ja schwerer ein Vorurteil zu knacken als ein Atom zu spalten. Aber Sven Plöger hat es geschafft. Er nimmt uns wirklich mit auf seine Reise. Was wichtig ist zu wissen, erklärt er uns. Aber er ist immer auch selber neugierig und überrascht. Die kleinen Geschichten, die er erlebt, reihen sich mühelos und leicht aneinander – und machen klüger. 90 Minuten Fernsehzeit, die sich lohnt!

NaturVision Filmmusikpreis Magie der Moore Musik: Jörg Magnus Pfeil, Siggi Mueller Produktion: nautilusfilm Sie unterstützen in herausragender Weise die Dramaturgie des Filmes und schaffen mit musikalischen Mitteln eine Atmosphäre, die den Zuschauer das Mystische der Moore auch klanglich erleben lässt. Dabei erzählt die Musik eigene Geschichten, ohne dabei von dem eigentlich Erzählten abzulenken. Die Musik bedient sich dabei kompositorischer Mittel abseits der üblichen Harmonik und profitiert von der handwerklichen Könnerschaft ihrer Komponisten. Dass auch formal Neuland beschritten wird, etwa, indem eigene Songanteile sinnvollen Eingang in den Soundtrack finden, zeugt von der Bandbreite und der Experimentierfreudigkeit der beiden Musiker. Wir verleihen den NaturVision Filmmusikpreis den Komponisten des Filmes „Magie der Moore”: Jörg Magnus Pfeil und Siggi Müller.

NaturVision Kinderfilmpreis Lotumi und der rote Tanz
Regie: Frank Feustle Produktion: FF-movie.tv In einer Zeit, in der mehr und mehr Eltern – völlig zu Recht, wie ich meine – ihre Kinder von Bildschirmen aller Art fernhalten, welche Rolle können da Fernsehsendungen und Filme für Kinder spielen? Sie sollten da anfangen, wo die unmittelbare Erfahrungswelt der Kinder aufhört. Das Fenster zur Welt aufmachen. Zeigen, wie es anderswo auf der Welt aussieht. Das ist dem von uns ausgezeichneten Film in hervorragender Weise gelungen. Es wird eine Lebenswelt gezeigt, die vonunserer nicht nur geographisch weit entfernt ist. Trotz aufwendiger, opulenter Kameraarbeit, die auch von den bunten Farben profitiert, mit denen sich der Stamm der Massai schmückt, bleibt der Film doch nah an Lotumi und Adel, den beiden Jungen, die Massaikrieger werden wollen. Am Ende des Films versteht man die beiden nicht nur – man mag sie. Das ist nicht nur Völkerverständigung, sondern auch großes Kinderfernsehvergnügen!

NaturVision Newcomerfilmpreis Passion for Planet Regie: Werner Schuessler Produktion: are u happy Films & INDI FILM Naturfilmer sind eine seltene Spezies. Neugierig wie Kinder versuchen sie ständig aufs Neue die Welt für sich und andere zu entdecken. Immer auf der Suche nach dieser „einen“ Aufnahme, diesem „einen“ spektakulären Bild, das beim Zuschauer Freude, Überraschung und, im Idealfall, Begeisterung für unseren Planeten weckt.In seinem ersten Langspielfilm zeigt Werner Schuessler die Lebenswelten einiger der weltbesten Naturfilmer, unter ihnen Jan Haft, Rita und Michael Schlamberger sowie Rob Stewart. Wir erfahren hautnah, welch enormer Aufwand hinter der Produktion eines Naturfilms steckt, mit wie viel Herzblut und Leidenschaft die Macher am Werk sind, welche Wünsche und Hoffnungen sie hegen, aber auch welche Zweifel sie plagen. Kurz: Wir sehen die Welt nicht nur mit ihren Augen, wir hören ihnen dabei auch zu. Ihre Botschaft ist so einfach wie wichtig: Sie wollen mit ihren Filmen ein Bewusstsein für die natürlichen Lebensräume schaffen, um den Menschen zu vermitteln, wie man nachhaltig mit der Natur leben und sie für die Zukunft erhalten kann.

NaturVision Preis der Jugendjury
Wildes Deutschland: Der Chiemsee Regie: Jan Haftw Produktion: nautilusfilm Die Arbeit in der Jury war sehr spannend und produktiv. Auch wenn uns die Entscheidung nicht einfach gefallen ist, konnten wir uns schließlich einstimmig für einen Sieger-Film entscheiden, wollen aber noch einen Film lobend erwähnen. In Deutschland landen 11 Millionen Tonnen noch genießbarer Lebensmittel im Müll.Der Film Wastecooking – Kochen statt verschwenden, nimmt sich der Problematik der Lebensmittelverschwendung auf eine vielfältige und kreative Art an. Vor allem, als Jugendinitiative der Nachhaltigkeitsstrategie, liegt uns dieses Thema besonders am Herzen.David Groß nutzt seine Kochkünste, um den Menschen zu zeigen, was in den hintersten Schubläden ihrer Kühlschränke liegt, was man daraus noch zaubern kann und führt es quasi live und vor Ort vor.

Dennoch haben wir uns für einen anderen Sieger entschieden. Der Film Wildes Deutschland – Der Chiemsee, zeigt das bayrische Meer von einer Seite, die wir so noch nicht kannten. Die utopische und intensiv verzweigte Artenvielfalt wird auf eine wunderbare Art und Weise gezeigt und gibt dem Zuschauer die Möglichkeit ganz einfach in ein sehr komplexes Ökosystem hineinzublicken. Durch hervorragende Kameraaufnahmen, originelle Musikauswahl und fließende Übergänge behält man beim Anschauen durchgehend das Interesse am Film. Humorvolle Szenen * mit lebensnahen Aufnahmen, die sehr viel Können und Geduld erfordern, zaubern dem Zuschauer oft ein Lächeln ins Gesicht.Trotzdem werden auch die schönen Seiten betrübt.Auch in diesem Film wird der fahrlässige, menschliche Umgang mit der Natur dargestellt.Ein scheinbar unbedeutender Eingriff, um Stechmücken zu bekämpfen, hat immense Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem des Chiemsees.In unserem Sieger-Film werden beide Seiten beleuchtet, was uns besonders angesprochen hat und zu unserer Entscheidung verholfen hat.
Impressionen NaturVision 2015 > Hier<
 
 
 


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