Ausgezeichnet: die Preisträger beim „Stuttgarter Besen“

Zu den Nominierten:

Maxi Gstettenbauer

Niederbayerische Nerd-Comedy aus Köln

Nicht nordisch, sondern nerdisch by nature. Das ist das Schicksal von Maxi Gstettenbauer – und seine Chance. Der niederbayerische Nerd betrachtet die Welt durch die riesige Hornbrille seiner Generation Bildschirm und erkennt überall nur noch Benutzeroberflächen. Zum Glück hat er genug Distanz zum digitalen Daddel, um aus dem Gefälle zwischen schwachem Fleisch und starkem Flat herrlich komische Funken zu schlagen. Zu unser aller Glück stellt er sich ganz retro analog auf die Live Bühne. Sein Witz ist frisch und seine Technik erschreckend ausgereift, dass man ihn einfach liken muss. Auch sie werden glucksen und dann klicken: „Gefällt mir“.

www.maxigstettenbauer.de

Henning Schmidtke

Gewaltaffines Musikkabarett aus Bergisch Gladbach

Früher hat er seine Texte den Kollegen in den Mund gelegt. Oder sie am Klavier begleitet. Dabei ist Henning Schmidtke im Hintergrund pure Verschwendung. Das hat er endlich eingesehen und spielt sich als Klavierkabarettist nun selbst höchst sympathisch in den Vordergrund. Dort trifft er vor allem auf unser gespaltenes Verhältnis zur Gewalt. Die gezuckerten Grausamkeiten in den Kinderliedern, die Quälerei beim Zahnarzt – Henning Schmidtke macht sich seinen virtuosen Reim auf Hiebe und Schmerzen. Und findet sich nicht damit ab. Auf jeden Fall will er mit seinem Klavier die Welt verbessern. Oder, falls das nicht klappt, in den Arsch treten. Und darauf freut er sich schon. Wir auch.

www.henning-schmidtke.de

Barbara Ruscher

Biologisch-zynisches Kabarett aus Köln

Sie ist der Racheengel der Bio-Boheme. Das böse Mädchen der Generation Altbau. Barbara Ruscher kommt mit schlimmem Schandmaul über die Menschen mit dem nachhaltig guten Gewissen. Unbarmherzig stellt sie die Biotonne auf den Kopf und zerrt übel riechende Wahrheiten ans Licht. Grüne Edelmenschen entpuppen sich als ordinäre Ego-Shooter, die niedere Triebe unter hohen Decken ausleben – aktuell gerade im ergrünten Ländle. Aber nicht nur die grünen Übermütter, auch die strahlend weißen Mac Macker werden mit Schmutz beworfen. Und in all dem Unrat sieht sie auch noch unverschämt gut aus. Sie werden schon sehen.

www.barbara-ruscher.de

FIL

Schräge Meta-Komik aus Berliner Schnauze

Er war mal der Punk aus dem Plattenbau. Ist seit Urzeiten Comic-Zeichner bei Zitty. Und seit einigen Jahren Entertainer auf der Bühne. Aber egal was er macht – Fil ist vor allem Fil: ein urberliner Komik-Wunder. Die Berliner Schnauze 2.0, die vor lauter Witz und Wahnsinn nicht zum Punkt kommt und die absurde Vorrede zum eigentlichen Programm hochschwadroniert. Und weil er die Schnauze nicht voll genug kriegen kann, geht er am liebsten gemeinsam mit Bühnenpartner Sharkey auf die Bühne: Der plappernde Handpuppen-Hai gibt auch noch seinen Senf dazu. Nie war Metakomik lustiger.

www.fil-berlin.de

Michael Hatzius und Die Echse

Urkomische Reptilienschau aus Berlin

Selten ist wohl ein Künstler auf der Bühne so hinter seiner Figur verschwunden wie Michael Hatzius hinter seiner Echse. Man vergisst den der Puppenspieler einfach, weil er seiner der Puppe auf so unnachahmliche Weise Leben einhaucht. Und mit Leben kennt sich das Urviech nun wirklich aus. Es war von Anfang an dabei: Vom Urknall über die Einzellerei bis zur Antike. Weltweise und großkotzig, mit großer Geste und dicker Zigarre erklärt er die Welt und wie wir wurden was wir sind. So plaudert Die Echse aus dem Nähkästchen der Evolution und von denen, die dabei die Arschkarte zogen: Plankton. Ein epochaler Witz

www.michaelhatzius.com

Lars Redlich

Schöne Lieder und böse Worte aus Berlin

Der Mann hat alles. Er steht in Berlin auf der großen Musicalbühne. Er sieht gut aus. Und er kann singen. Doch Lars Redlich reicht das alles nicht. Er ist zu schön, nun will er auch noch wahr sein. Also steigt er vom glitzernden Showlicht hernieder in die Kellerbühne und bringt uns böse Worte und schöne Lieder. So heißt sein erstes Soloprogramm, eine satirische Therapie für geknechtete Mitarbeiter des Schaugeschäfts. Doch der Mann kann zu viel, als dass aus dieser Selbsterfahrung nicht auch noch extrem gut anzusehendes und gut anzuhörendes Chanson-Kabarett würde.

www.larsredlich.de

Sebastian Schnoy

Historisches Politkabarett aus Hamburg

Geschichte ist, wenn man trotzdem lacht. Sebastian Schnoy ist der Guido Knopp des Kabaretts und Experte für fulminant komische Zeitreisen. Auf der Suche nach dem Wahren, Schrägen, Guten durchforstet der studierte Historiker die Weltgeschichte und findet wahrhaft historische Pointen: Kleopatra hatte die Hosen an, war dabei aber nackt. Napoleon desaströser Russlandfeldzug war die richtige Strategie, um sich vor dem Abwasch zu drücken. Ohne Schnoys satirische Geschichtsschau wären wir auf ewig verdammt, die Fehler unserer Ahnen zu wiederholen. Jetzt aber wissen wir: niemals mehr darf ein politisches Amt an Männer übertragen werden, die kleiner als 1,67 m sind.

www. schnoy.de

Simon und Jan

Feinste Songwriter-Satire aus Oldenburg

Vergessen Sie Simon & Garfunkel! Hier sind Simon und Jan. Das Gesangs- und Gitarrenduo aus dem Norden entfaltet mit seinen fein gesetzten Songs einen faszinierenden Sog. Ihre satirischen Sirenengesänge klingen unwiderstehlich schön und treffen unerhört gemein. Wenn sie Berlin-Hype, Buddhismus und Bundestag sezieren und besingen, gehen Ohren, Herzen und Hirne auf. Schöner die Alarmglocken nie klangen.

 www.simonundjan.de