Bietigheim-Bissingen  Die Antwort auf die Frage, ob es denn tatsächlich möglich sei, Freunde des fulminanten Bigband-Sounds und solche, die sich am Gesang von Trink- oder Weinliedern aus volumenreichen Männerkehlen in einem Konzert beglücken zu können, kann souverän mit „Ja“ beantwortet werden. Sogar Mundart-Anhänger kamen auf ihre Kosten.

Am Donnerstagabend konnten sich alle diese Zeitgenossen an dem Programm „DÜRR Bigband meets trällinger“ erfreuen. Zunächst musizierte die herausragende Bigband dieses weltweit agierenden Unternehmens unter der Leitung von Jürgen Bothner und im zweiten Teil des Abends trat dann das Vokal-Ensemble „Trällinger“ des „Sängerkranz Bietigheim“, geleitet von Daniel Joos auf. Durch das Programm führte der Redakteur der Bietigheimer Zeitung,Jürgen Kunz. Als Mitglied eines Vereins, der sich die Pflege der schwäbischen Mundart in ihrer Vielfalt und in ihren Urformen zur Aufgabe machte, war er für diese Aufgabe absolut prädestiniert.

Mit bekannten und beliebten Standardtiteln der 30er bis 60er Jahre konnte sich einmal mehr die DÜRR Bigband profilieren. Das begann mit „All of me“ von Gerald Marks, wurde mit unverändert populären Hits wie „Sway“ von Pablo Beltran Ruiz oder dem „Agua de Beber“ des brasilianischen Jazzkomponisten Carlos Jobim fortgesetzt und schloss unter anderem mit „Fly me to the Moon“ von Bert Howard oder „Besame me mucho“ von Consuela Velazques. Die zahlreichen Zuhörer versetzte die DÜRR-Bigband am Ende ihres Konzerts mit dem unverwüstlichen Glenn-Miller-Evergreen „In the Mood“ in beste Stimmung.

Drei Solisten bereicherten das Konzert der Band mit fabelhaften Phrasierungen. Als Gast wirkte der bekannte Trompeter Gerhard Mornhinweg mit, aber auch die Bandmitglieder Robin Matthias (Alt-Saxophon) und Wolfgang Zpich (Tenor-Saxophon) glänzten mit solistischer Mitwirkung.  In diesem Teil des Programms beschränkte sich Jürgen Kunz auf die Ansage der Titel und einige kurze Informationen, allerdings konsequent in schwäbischer Mundart.

Das änderte sich jedoch im zweiten Teil des kontrastreichen Programms, dass in dieser Zusammensetzung auf Anregung der DÜRR-Bigband zustande kam, wie uns der Vorsitzende des „Sängerkranz Bietigheim“, Karl-Heinz Menrath, verriet. Der Männerchor „Trällinger“ hatte für das gemeinsame Programm sieben Songs sowie eine attraktive Show-Nummer aus seinem Repertoire vorbereitet. „Mir trinket a Viertel“, oder „Und sitz ich in der Schenke“ , auch das unvermeidliche Lied „Aus der Traube in die Tonne“ gehörten dazu. Schließlich auch noch eine lokalpatriotische Persiflage auf den Schlager „Wochenend und Sonnenschein“, hier mit dem Titel „Wochenend in Bietigheim“. Die Show zum „Kriminaltango“ war allerdings eine fabelhafte Extraleistung der Chormitglieder. Dazu kehrten sie nach einer Umkleidepause als finster dreinschauende, sich gefährlich gebende Mafiosi wieder und sangen aus voller Brust den unvergesslichen Song.
Vor allem während dieser Pause konnte dann Jürgen Kunz in reichem Maße Überzeugungsarbeit zu Gunsten der Vielfalt der schwäbischen Mundart leisten. Dialekte erlebten in unserer globalisierten Welt eine regelrechte Renaissance, erklärte er. Aber er hob auch hervor „Oifach lerna kâ mr schwäbisch net. Sprachforscher hätten darüber hinaus ermittelt: „Mir Schwâbe schwätzet des wahre ond richtige Deutsch“.

Mit solchen profunden Ausführungen, noch dazu in heiterem Grundton vorgetragen, vermochte Jürgen Kunz die Besucher dieses ungewöhnlichen, aber höchst originellen und qualitätsreichen Konzerts bestens zu unterhalten. Da wünscht man sich alsbald eine ähnliche Wiederholung

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors